TELL TIME

Autor: Dietrich Töllner

  • Sehnsuchtsraum in Sachsen – BRIDGES auf der Suche nach dem richtigen Ort

    Aussenansicht der ehemaligen Blumenfabrik in Ebersbach. Aufgenommen im Juni 2025 fuer TELL TIME BRIDGES.

    TELL TIME BRIDGES ist mehr als ein Projekt. Es ist eine Einladung: an Menschen aus allen Regionen Europas, sich zu begegnen, zu erzählen, gemeinsam zu leben und zu schreiben, damit wir uns gemeinsam als Europa erkennen.

    Stellen wir uns das einmal vor: Autor:innen aus 52 Regionen Europas kommen zusammen. Nicht für eine Konferenz. Nicht für ein Festival. Sondern für einen Monat. Oder ein Quartal? Ein echter Aufenthalt, entschleunigt und konzentriert, voller Vertrauen, Rückzug, Begegnung, Gesprächen.

    Apropos Sprache. Gibt es eine europäische Sprache hinter den Sprachen unseres Kontinents? Wie sieht unsere Wirklichkeit aus, wenn wir davon erzählen, schreiben, hören – und so Brücken bauen?

    TELL TIME BRIDGES spürt dieser Vorstellung der kulturellen Brücken nach. Und braucht dafür Raum. Einen echten Ort. Einen, der Platz hat. Vielleicht selbst Geschichte? Der vielleicht schon viel gesehen hat – und gerade deshalb bereit ist, für dies Projekt.

    Nun kam ein Hinweis auf eine alte Fabrik mit Villa in Ebersbach, Sachsen. Keine Ahnung, wo das war. Ah, ja, an der tschechischen Grenze, Oberlausitz. Das klang nicht so schlecht. Der Makler sagte, es sei ein Herzensding, hier Menschen mit einer Idee zu finden, mit einem Konzept. Das sei nicht irgendein Haus, sondern ein Ort für eine besondere Sache. 3400 qm Nutzfläche auf einem 10.000qm großen Grundstück. 120 Zimmer. Ein Parkplatz. Arbeitsflächen. Garten. Und er würde es für 500,-€ abgeben, wenn es kein höheres Gebot gäbe bei der Versteigerung am 6. Juli.

    Auf dem Bild sah ich die Fabrik. Ein Ort mit stiller Wucht. War es das? Wartete dies Gebäude auf Alltag, Arbeit – Austausch von Autoren? Offen. Einfach. Gemeinsam getragen und geteilt. Für Europa?

    Wir fuhren hin. Meine Tochter und ich. Am Sonntagmorgen, den 1. Juni 2025. Früh los mit dem Deutschlandticket. Von Berlin nach Ebersbach. Fast fünf Stunden Fahrt. Der Zug langsam, die Landschaft weit. Genug Zeit für Vorstellungen.

    Ein Sehnsuchtsraum. Vielleicht. Vielleicht ein Anfang.

    Was wir dort fanden

    Die große Halle des Fabrikteils war leer und durchbrochen vom Licht. Der Boden war aufgestemmt, die Kabel aus der Wand gerissen, als habe man dem Haus sein Nervensystem entfernt. Nichts mehr heil. Keine Leitung. Kein Strom. Kein Raum, der unberührt geblieben war. Und doch: ein Ort, der nicht schweigt. Einer, der erzählt, auch wenn niemand spricht.

    Die Villa selbst – ein Schmuckstück der Jahrhundertwende. Jugendstil, wie man ihn nicht mehr oft sieht. Doch auch sie: geplündert. Leer. Die Schindeln lösen sich vom Dach, das Holz zeigt offene Wunden. Zwei Zimmer scheinen einsturzgefährdet. Und trotzdem: In der Mitte steht noch das Treppenhaus. Es trägt. Und das ist kein Bild.

    Ein Haus wie ein Satz, der noch nicht zu Ende ist. Verwundet, aber nicht sprachlos.

    Die Zahl ist ernüchternd: Drei Millionen Euro, vielleicht mehr, würde eine denkmalgerechte Sanierung kosten. Alles andere käme dazu. Die Solarfläche auf dem Dach ist verpachtet. Die Elektrik: komplett entfernt. Nur die Hülle bleibt. Aber sie spricht. Lauter, als mancher Neubau.

    Ist es zu groß? Zu kaputt? Sind wir zu spät?

    Dabei waren wir so früh losgefahren an diesem Sonntag. Mit Hoffnung. Mit offenen Gedanken. Vielleicht war das die eigentliche Bewegung: Aufstehen, Aufbrechen, Aufmerken.

    Vielleicht war es richtig, genau jetzt dort zu sein.

    Und was wir daraus machen

    An diesem Tag gingen wir nicht entmutigt. Wir gingen beeindruckt. Und ein wenig wacher.

    Vielleicht ist es nicht der richtige Ort. Vielleicht ist er es doch? Jedenfalls ist es der Anfang einer Suche, die noch offen bleibt. Der Moment, in dem ein vager Gedanke flüchtig Raum bekommt.

    Denn was wir suchen, ist kein Gebäude. Es ist Resonanz. Ein Ort, der antwortet, wenn man ihn fragt. Einer, der mitgeht, wenn man sich bewegt. Einer, der andere Menschen ruft, ohne laut zu sein.

    TELL TIME BRIDGES will nicht irgendwo entstehen. Sondern genau dort, wo ein Ort bereit ist, sich auf so ein Projekt einzulassen. Wo ein europäisches Erzählprojekt nicht als Fremdkörper erscheint, sondern als Einladung in beide Richtungen.

    Wir suchen weiter. Und wir bleiben hörend.

    Und wer mitgehen will…

    Vielleicht wollen Sie BRIDGES unterstützen – mit einer Idee, einem Hinweis, einem Gespräch oder auch finanziell.
    Schreiben Sie gern an: unterstuetzen[at]tell-time.net

  • TELL TIME startet – und mischt sich ein

    Mit einer Eingabe an die EU-Kommission zur Medienverantwortung beginnt die öffentliche Arbeit von TELL TIME PUBLISHING.

    Am 7. Mai 2025 hat TELL TIME PUBLISHING (in Gründung) eine offizielle Eingabe zur EU-Konsultation über den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFF 2028+) eingereicht.

    Der Vorschlag trägt den Titel
    „Restoring Trust Through Standards – A Proposal for a European Framework for Public Broadcasting Accountability“
    und fordert die Einführung verbindlicher journalistischer Mindeststandards für öffentlich-rechtliche Medien in Europa.

    Dabei geht es nicht nur um Ethik – sondern um VerantwortungTransparenz und die Frage demokratischer Kontrolle in einem zunehmend angespannten medialen Klima.

    Öffentlich-rechtlicher Journalismus braucht nicht weniger, sondern mehr Kritik – und daraus abgeleitet: bessere Standards, mehr Konsequenz, mehr europäische Verantwortung.

    Die wichtigsten Punkte des Vorschlags:

    • Einführung eines europäischen Standards für redaktionelle Verantwortung und Kontextintegrität,
    • Schaffung einer unabhängigen Medienethikstelle auf EU-Ebene,
    • Sanktionsmöglichkeiten bei systematischer Verzerrung oder Intransparenz (z. B. öffentliche Rügen, Fördermittelkürzungen, strukturelle Konsequenzen),
    • Förderung zivilgesellschaftlicher und akademischer Kontrollinitiativen zur Qualität öffentlich-rechtlicher Medien.

    Trotz technischer Hindernisse – deaktivierter Formulare und fehlgeleiteter E-Mail-Adressen – wurde der Vorschlag über das Europe-Direct-Kontaktformular erfolgreich in zwei Teilen eingereicht und vollständig bestätigt.

    „Wir sind überzeugt: Wenn öffentlich finanzierte Medien ihre Deutungshoheit behalten wollen, müssen sie sich auch transparenten Maßstäben stellen – nicht nur wirtschaftlich, sondern inhaltlich. TELL TIME setzt sich für diese Maßstäbe ein.“
    — Dietrich Töllner, Gründungspublizist von TELL TIME


    Über TELL TIME

    TELL TIME ist ein Verlag in Gründung.
    Er steht für Erzählkultur, Öffentlichkeit, Medienverantwortung und europäische Zukunft.
    Diese Plattform dokumentiert, begleitet und gestaltet den Aufbau des Projekts – öffentlich, hörend, gestaltend.

    Dies war der erste Eintrag. Viele werden folgen.